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Praxis

Hier entstehen nach und nach praktische Übungen, die wir nach und nach in unseren Alltag integrieren.

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Einstieg in die Praxis

In die Praxis einzusteigen, ist ganz einfach, macht Euch da bitte keinerlei Sorgen, es kann nichts schief gehen. Bei uns Waldmönchen wir der Edle Achtfache Pfad in drei Gruppen (sīla, paññā und samādhi) zusammengefasst und sehr selten in allen acht Gliedern dargelegt. Die acht Pfade, respektive die drei Gruppen bedingen und unterstützen sich gegenseitig. Es ist notwendig, sie gleichzeitig zu entwickeln.

Sīla

Zuallererst üben wir uns im Einhalten der fünf sīla. Wenn immer wir gegen eine sīla verstossen, analysieren wir, wie es dazu kommen konnte. Wussten wir schon vor dem Verstoss, dass wir Schlechtes tun wollen? Dann müssen wir herausfinden, wieso wir etwas tun, wenn wir vorher schon wissen, dass dies eine schlechte Tat ist. Kommt es uns erst hinterher in den Sinn, dann interessiert es uns, weshalb? Was können wir ändern, damit wir schlechtes Tun früher erkennen? In diesem Bereich sind wir wie ein Polizeikommissar, wir suchen das Motiv, welches zur Tat geführt hat. Beobachtet Euer Herz, wenn ihr Euch ganz bewusst an die eine oder andere sīla haltet. Wie ist dann in so einem Fall Euer Gemütszustand? Ihr werdet mit der Zeit erkennen, dass ihr dabei immer ein gutes Gefühl habt. Das macht Freude und ist Kraftstoff um in der Praxis weiter zu kommen.

Paññā

In diese Gruppe gehört das Lesen und das Hören von dhamma rein. Diese Tätigkeiten haben aber keinerlei Priorität. In der Regel hat der westliche Buddhist schon viel zu viel gelesen und gehört, was sich im Verlaufe der Praxis plötzlich als grosser Nachteil erweist. Alle Ausnahmen dieser Regel sind Menschen, die vom dhamma noch nichts gehört haben. Wichtig ist, dass wir verstehen, dass mittels lesen und hören wir keinerlei paññā aufnehmen können, diese entsteht erst in der Praxis. Wir müssen uns unsere individuelle Weisheit erarbeiten.

Samādhi

Meditation ist das A und O der buddhistischen Praxis. Es ist Millionenmal ratsamer eine Stunde zu meditieren, anstatt eine Stunde lang dhamma zu lesen oder zu hören. 

Reflexionen

Um unsere Praxis zu unterstützen, können wir über vorgegebene Themen reflektieren. Die Reflexion wird uns helfen, die richtige Ansicht zu erlangen. Reflexion ist nicht Meditation und schon gar nicht Einsichtsmeditation. Mittels Reflexion erlangen wir keine Befreiung. 

Anbei ein paar Reflexionen, die ihr periodisch durchführen könnt. 

Fünf tägliche Betrachtungen

Ich bin dem Altern unterworfen, ich bin dem Altern nicht entgangen.

Ich bin dem Kranksein unterworfen, ich bin dem Kranksein nicht entgangen.

Ich bin dem Tode unterworfen, ich bin dem Tode nicht entgangen.

Alles was mir lieb und angenehm ist, muss sich ändern und vergehen.

Ich bin der Eigner meiner Taten, Erbe meiner Taten, entsprungen meinen Taten, verbunden meinen Taten, auf meine Taten muss ich mich verlassen. Welche Tat ich auch verübe, im Guten wie im Bösen, deren Erbe werde ich sein.

 

Natur des Körpers

Dieser, mein Körper ist wirklich, von den Fusssohlen aufwärts, vom Kopfhaar abwärts, von Haut umhüllt und angefüllt mit Unrat vieler Art.

In diesem Körper gibt es:

Kopfhaar, Körperhaar, Nägel, Zähne, Haut, Fleisch, Sehnen, Knochen, Mark, Niere, Herz, Leber, Fell, Milz, Lunge, Magen, Darm, zersetzte Speisen, Kot, Galle, Schleim, Eiter, Blut, Schwiess, Fett, Tränen, Talg, Speichel, Rotz, Schmiere, Harn und Hirn.

Genau so ist mein Körper, von den Fußsohlen aufwärts, vom Kopfhaar abwärts, von Haut umhüllt und angefüllt mit Unrat vieler Art.

 

Betrachtung der vier notwendigen Requisiten

Kleidung

Gründlich betrachtend benutze ich meine Kleidung, nur zum Abwehren von Kälte, Abwehren von Hitze, Abwehren von Bremsen, Mücken, Wind, Sonne und Kriechtierkontakt, nur um die Schamteile zu bedecken.

Essen

Gründlich betrachtend verzehre ich jetzt meine Mahlzeit, nicht zum Vergnügen und nicht zur Berauschung meiner Sinne, nicht zum Verfetten und nicht zu Verschönerungszwecken, nur zum Erhalten des Körpers, um ihn zu ernähren, Schadensabwendung, den heiligen Wandel zu fördern. Altes Hungergefühl werde ich vertreiben. Neues Völlegefühl werde ich vermeiden. Meinen Lebenserhalt werde ich bestreiten, um von Tadelung frei wohl zu verweilen.

Unterkunft

Gründlich betrachtend benutze ich meine Unterkunft, nur zum Abwehren von Kälte, nur zum Abwehren von Hitze, zum Abwehren von Bremsen, Mücken, Wind, Sonne und Kriechtierkontakt, nur zum Schutz vor den Widrigkeiten der Jahreszeiten und zum Zweck zurückgezogenen Aufenthalts.

Medizin

Gründlich betrachtend benutze ich krankheitsbedingte medizinische Requisiten, nur zum Abwehren aufgestiegener Erkrankungsgefühlen, für bestmögliche Beschwerdefreiheit.

Tagesreflexion

Diese Übung ist eine der wichtigsten, die ich allen Buddhisten wärmstens empfehlen kann, ganz egal ob Ihr eine Wiedergeburt anstrebt, oder den harten Weg zu nibbāna geht und ganz egal, ob Ihr praktizierende Buddhisten seid, oder Euch der Lehre auf studierender Art und Weise annähert.

Zuerst schauen wir uns die Übung an und gehen später auf die verschiedenen Nutzen ein.

Als letzte Tätigkeit vor dem Schlafengehen, setzen wir uns hin und reflektieren unseren Tag vom Augenblick an, wo wir aufgewacht sind, bis in den gegenwärtigen Augenblick hinein. Dabei stellen wir folgende Fragen:

  1. Was habe ich gedacht?
  2. Was habe ich gefühlt?
  3. Was habe ich getan?
  4. Was habe ich gesagt?

Zu Beginn, als Anfänger dieser Übung, müssen wir mit einem Zeitaufwand von ein bis zwei Stunden rechnen, je nach Intensität unseres Tagesablaufs. Mit zunehmender Dauer sinkt der Zeitaufwand merklich. Über den Fortgeschrittenenstatus hinaus sind wir, wenn während der Übung der ganze Tag wie ein Film vor unserem geistigen Auge abläuft und uns die Informationen ohne Kraftanstrengung sofort in den Sinn kommen.

Bitte achtet von Anfang an auf drei sehr wichtige Punkte. Erstens werten und urteilen wir nicht über das, was wir Revue passieren lassen. Dies ist einzig und alleine die Arbeit unseres Herzens, welches dies ohne unser Zutun, von selbst erledigt. Zweitens: Je mehr Ihr Euch gegen diese Übung wehrt, keine Lust habt oder vergesst sie zu tun, desto 'näher' seid Ihr, dass die Übung erfolgreich ist. Wehren tun sich die kilesa, niemand sonst. Und drittens, zieht keine Querverbindungen zwischen gedacht, gefühlt, getan und gesagt. Auch dies ist die Arbeit unseres Herzens. Wir müssen verhindern, dass wir darüber nachdenken, was diese verschiedenen Dinge miteinander zu tun haben.

Der Nutzen der Übung ist, dass wir, die wir meinen, ein selbstbestimmtes Leben zu führen klar und eindeutig merken, wie wenig wir von unserem Leben bewusst mitbekommen. Wir bekommen langsam aber sicher mit, dass die kilesa die Macht über uns besitzen und in Verborgenen regieren. Durch diese Einsicht fällt es uns immer wie leichter, während des Tages achtsamer zu sein. Die Übung stärkt unsere sati.

Wenn wir die Übung über Monate und Jahre konsequent machen, erkennt unser Herz automatisch die Zusammenhänge zwischen denken, fühlen, sagen und tun. Die vier Tätigkeiten beeinflussen sich gegenseitig, was wir durch die Tagesreflexion offenlegen wollen. Wichtig dabei ist, dass wir uns davor hüten, diese Zusammenhänge direkt und bewusst, mittels denken heraus zu kristallisieren. Das Herz muss diese Arbeit für uns machen, wir arbeiten hierbei indirekt, indem wir unserem Herzen zeigen, was es tut, an was es anhaftet. Indem das Herz einsieht, was in ihm abläuft, wird es loslassen, wenn es bereit dazu ist.

Ein weiterer Nutzen den ich hier ansprechen möchte ist, dass wir mit der Zeit klar sehen, was der Erhabene Buddha mit der zweiten Edlen Wahrheit meint. Dukkha entsteht in unserem Herzen aufgrund der gegenwärtigen Zustände in diesem Herzen und nicht wegen äusseren Umständen. Das hat zur Folge, dass wir uns darauf besinnen dort unsere Energie und Achtsamkeit hinzulenken, wo wir Einfluss nehmen können, in unserem Tun, was nichts anderes ist als unser kamma.

Fortgeschrittene Übende mögen vielleicht auch erkennen, dass die Grundlagen des Buddhismus (Grosszügigkeit, Respekt, Dankbarkeit, ...) in genau der gleichen Art und Weise nach innen gerichtet sind, wie wir es nach aussen ausleben. Und dann wird uns endlich klar, wie wichtig diese Grundlagen sind, um in unserer Praxis voran zu kommen.

Die Tagesreflexion fördert alle drei Säulen des Edlen Achtfachen Pfades, die ich im Artikel Einstieg in die Praxis vorgestellt habe. 

 

Meditation

Meditation ist ein Kunsthandwerk, welches wir erlernen. Keinem Lehrling käme bereits am zweiten Tag in den Sinn, er müsste schon ein Meister sein. Wir Meditierenden sind aber in aller Regel zu ungeduldig und wollen gleich am zweiten Tag Erfolge verbuchen. Mit fortschreitender Praxis werdet Ihr paññā kultivieren und Euren Weg auch aus scheinbar ausweglosen Situationen finden.

Wenn wir beispielsweise feststellen, dass wir ungeduldig sind, dann müssen wir uns weder aufregen, noch Sorgen machen. Geduld entwickeln können wir nur dann, wenn wir ungeduldig sind. Schon haben wir eine scheinbar negative Situation gerade gerückt und können unseren Nutzen daraus ziehen. Sich diese paññā zu erarbeiten lässt uns im dhamma wachsen.

Für Meditationsanfänger ist es unbedingt empfehlenswert, einen Meditationskurs zu besuchen. Bucht einen Kurs in Ruhemeditation. 

Meditation ist eigentlich die falsche Bezeichnung für das, was wir tun müssen. Der Erhabene Buddha sprach nicht von Meditation sondern von citta-bhavanā, was soviel wie Geistestraining bedeutet. Den Geist nur eine oder zwei Stunden pro Tag zu schulen, genügt nicht. citta-bhavanā ist eine 24 Stunden Angelegenheit. Während dieser 24 Stunden meditieren wir formell und die restliche Zeit über Schulen wir unseren Geist mit anderen Mitteln.

Meditieren kann man in vier Positionen, im Sitzen, Gehen, Stehen und Liegen. Ins Detail durchdacht bedeutet das, dass wir egal was wir tun, egal wo wir sind, wir meditieren können. Für die formelle Meditation ist die Gehmeditation und die Sitzmeditation zu empfehlen. Für die Gehmeditation benötigen wir einen geraden Pfad von 15 - 25 Metern länge. Für die Sitzmeditation brauchen wir eine Sitzgelegenheit auf dem Boden, wo wir mit verschränkten Beinen, sei dies im Schneider-, im Halblotus- oder im Lotussitz verweilen können. Eine Matte oder ein Kissen sind nicht absolut notwendig, aber ein Kissen kann das Becken ein wenig Entlasten und in einer angenehmen Position halten.

Wir unterscheiden zwei Arten von Meditation, die Ruhemeditation und die Einsichtsmeditation. Beide Arten schulen wir im Gehen und im Sitzen.

Andere Arten von Meditationen späteren buddhistischen Entwicklungen sollen uns nicht interessieren, genau so wenig wie Meditationen anderer Religionen oder der Esoterik.

Beginnen tun wir mit der Ruhemeditation, so dass unser Geist ruhiger wird und die sati beim Meditationsobjekt verweilen kann. Erst später erweitern wir unsere Meditation um die Einsicht.

Für beide Arten von Meditation benötigen wir ein Meditationsobjekt. Das ist entweder das Wort "Buddho" oder der Atem bei der Ruhemeditation. Bei der Einsichtsmeditation wird jenes Körperteil welches wir untersuchen und einsehen wollen, zu unserem Meditationsobjekt.

Ruhemeditation

Die Ruhemeditation ist das Fundament der Geistesschulung. Zwar können wir auch mit der Einsichtsmeditation den Geist zur Ruhe bringen, aber im Walddhamma ist der erste Schritt jener der Ruhemeditation, weil er einfacher ist und weniger Auswege zulässt, dass wir in falsche Praxis abgleiten ohne es zu merken. Der untrainierte Geist verhält sich wie ein wilder Affe, der durch den Urwald jagt. Es gelingt uns noch nicht mal längere Zeit bei einem unserer Lieblingsgedanken zu bleiben. Der eine Gedanke löst den anderen ab, oft noch weit bevor wir ersteren zu Ende gedacht haben. Der Erhabene Buddha hat uns mit der Lehrrede über den königlichen Kriegselefanten klar vorgegeben. Wenn der König einen Kriegselefanten benötigte, so hat man einen gefangen und an einen Pfahl gebunden. Dort liess man ihn erstmal zur Ruhe kommen. Natürlich hat der wilde Elefant so lange am Strick gezogen, bis er eingesehen hat, dass dies zwecklos ist, erst dann ist der ruhig geworden. Das bedeutet für uns, dass wir unseren Geist 'anbinden' müssen, damit er ruhig wird.

Um den Geist zur Ruhe zu bringen, fixieren wir in auf einen Punkt, unser Meditationsobjekt. Als Meditationsobjekt empfiehlt sich der Atem oder ein zweisilbiges Wort wie traditionell "Buddho", "Dhammo", "Sangho". Christen können aber auch "Jesus" oder "Maria" nehmen, selbst das Wort "Atem" kann als Anker genommen werden. 

Wer sich den Atem als Meditationsobjekt aussucht, nimmt ihn am besten bei der Nase wahr. Wir folgen demnach nicht dem Atem, sondern lassen ihn, so wie er gerade ist, an unserem Meditationspunkt vorbei strömen. Unsere einzige Aufgabe ist es, die sati auf die Nase zu richten und wenn sie von dort weggeht, wieder zurück zu holen. Das ist alles. Generell ist es aber so, dass wir kontrollieren und manipulieren wollen. Wir tun also viel zu viel und das ist der Grund, weshalb unser Geist nicht zur Ruhe kommen kann. 

Beim Meditationswort beginnen wir, es im Geiste zu denken. "Buddho", "Buddho", "Buddho", "Buddho", "Buddho", ... Irgendwann mal 'denkt' sich das Buddho von selbst, dann beobachten wir es einfach. Wenn die sati vom "Buddho" wegläuft, holen wir die Aufmerksamkeit zurück.

Es empfiehlt sich, so oft wie möglich mittels Gehmeditation zur Ruhe zu kommen, weil rund einen Drittel unseres Geistes mit dem Gehen beschäftigt ist, müssen wir nur zwei Drittel zur Ruhe legen, was unsere Bemühungen einfacher macht.

Zentral bei der Ruhemeditation ist das Interesse, welches wir dem Meditationsobjekt widmen und die Willenskraft, mit welcher wir ans Meditieren gehen.

Einsichtsmeditation

Der Weg der Befreiung beginnt mit dem ersten khandha, dem Körper. Bitte versucht gar nicht erst, den Geist (die anderne vier khandha) zu untersuchen. Unser Geist ist noch viel zu langsam, trägt mit dem Körper einen viel zu grossen Balast mit sich rum, als dass wir den Geist auch nur minimal erfolgreich untersuchen können.

Die fünf niederen Fesseln (samyojana) beinhalten alle den Körper und nicht den Geist. Erst wenn wir uns von den fünf niederen Fesseln befreit haben und anāgāmi (dritte Stufe des Erwachens) geworden sind, untersuchen wir den Geist und lösen die fünf höheren Fesseln. Wir müssen das klar verstehen, denn ansonsten erkennt unser Geist irgendetwas, bildet sich eine falsche Ansicht und anstatt auf dem Weg zur Befreiung zu marschieren, kommen wir auf Abwege. Klar ist die Körperuntersuchung nicht angenehm, dabei kann es sogar zu grossen Hassausbrüchen kommen. Aber da müssen wir durch, vor allem da Fessel vier und fünf Gier und Hass sind. Gier und Hass beruhen auf unserem Körper und auf unserer Ansicht dieses Körpers.

Im folgenden stelle ich drei Übungen der Körperuntersuchung vor. Wir können diese Übungen 1:1 durchführen, was vor allem am Anfang zu empfehlen ist. Im fortgeschrittenen Stadium können wir sie als Grundgerüst nehmen und sie verändern, verschärfen, ausbauen, ganz so, wie es uns beliebt. Spielt mit diesen Übungen, testet, forscht und reflektiert Eure Ergebnisse, das lässt paññā entstehen.

Wenn ihr das Glück habt, dass ihr bereits ins upacāra-samādhi reinkommt und sich der Geist aus dem Körper zurückzieht, dann werden die Übungen in diesem Vertiefungszustand durchgeführt.

* Körperuntersuchung 1

Sobald wir in der Ruhemeditation mindestens zehn Minuten mit unserem Gewahrsein beim Meditationsobjekt verweilen können, ist es an der Zeit, mit der Einsichtsmeditation zu beginnen. Priorität soll aber weiter die Ruhemeditation geniessen. Das heisst, dass wir nur an Wochenenden oder bei mehrtägigen Retreats Einsichtsmeditation machen und auch dann erst, wenn sich unser Geist soweit beruhigt hat, dass wir ohne Unterbrechung für zehn Minuten bei unserem Meditationsobjekt bleiben.

Die ersten Schritte in der Einsichtsmeditation beziehen sich auf die fünf äusseren Körperteile. Das Kopfhaar, das Körperhaar, Zähne, Nägel und die Haut. Wir erzeugen von einem dieser Körperteile ein geistiges Bild, welches wir dann auf die drei universellen Merkmale (anicca, anattā, dukkha) und auf asubbha untersuchten. Einsehen wir die Dinge wirklich sind bedeutet, dass wir beispielsweise ein Haar uns ansehen. Ist es konstant oder unkonstant? Ist ich, mir, mein? Bin ich dieses Haar? Was an diesem Haar erzeugt Glück? Ist es rein oder unrein? Auf diese Art und Weise beginnen wir das Dhamma (hier die wahre Natur) des Körpers zu erkennen.

Diese Übung machen wir so lange, bis unser Herz die Wahrheit über die fünf äusseren Körperteile erkannt hat.

 

* Körperuntersuchung 2

Eine weitere Übung der Körperuntersuchung ist das Zerlegen und wieder Zusammensetzen. Wir setzen unseren Geist zur Ruhe und beginnen dann, den Körper in seine Einzelteile zu zerlegen. Wir nehmen den Kopf ab und legen ihn vor uns hin. Dann nehmen wir die Arme weg, die Beine weg und zuletzt legen wir den Torso vor uns hin. Wir sind hier, der Körper liegt in sechs Teilen vor uns. Dann setzen wir ihn wieder zusammen.

Das üben wir so lange, bis wir ein recht klares Verständis haben, dass wir auf keinen Fall der Körper sind, da wir ja hier, der Körper dort ist. Dann zerlegen wir den Körper in viele Teile. Wir ziehen ihm die Haut ab, oder wir sägen ihm die Hände weg. Mal legen wir alle Teile ordentlich vor uns aus, mal schmeissen wir alles auf einen Haufen. Dann setzen wir ihn wieder fein säuberlich zusammen. Das machen wir so lange, bis wir beim Absägen eines Körperteils die unangenehmen Gefühle des Körpers wahrnehmen. So lange, bis der Schmerz in der Hand spürbar ist, obwohl sie vor uns liegt. Wir sind hier, die schmerzende, abgesägte Hand liegt vor uns.

Nicht verzagen, diese Übung braucht 'unendlich' viel Zeit und Geduld. 

Wir können auch ein einzelnes Körperteil entfernen und aufschneiden, so dass wir beispielsweise die Funktionsweise des Herzens einsehen können.

Eine andere Abwandlung der Übung ist, dass wir den Körper ab und an mal falsch zusammen setzen und uns dann dieses 'Meisterwerk' anschauen.

Bitte vergesst nicht, dass nicht das Ich, nicht der Verstand, nicht die Gedanken verstehen müssen, sondern unser Herz. Wir müssen unserem Herzen aufzeigen, an was es anhaftet.

* Körperuntersuchung 3

Die dritte Übung ist wohl für alle Praktizierenden die schwierigste, wo wir am meisten Widerstand einsehen können, es ist die Untersuchung des Körpers während und nach dem Tod.

Wenn unser Geist ruhig ist, geben wir mittels Herzintention dem Geist den Auftrag, uns einen vergangenen Tod zu zeigen, so dass wir ihn miterleben können. Wenn der Geist und diesen 'Film' vorspielt, werden wir Sterben und Tod durchleben, als würden wir gerade jetzt sterben. Diese Übung kann mittels Reflexion vorbereitet werden, aber Achtung, die Reflexion beinhaltet Denken und diese Übung hier soll ohne Denken stattfinden. Bitte trennt Reflexion und Übung strikt, sonst führt es nicht zum gewünschten Erfolg.

Adhitthāna

Am 8. Juli 2560 (2017), am Āsālha Pūjā, dem Julivollmond, feiern wir einen der wichtigsten buddhistischen Feiertage, das Ingangsetzen des Dhammarades. Wir gedenken an die erste Lehrrede des Erhabenen Buddha, die er an seine fünf ehemaligen Weggefährten im Hirschpark von Sarnath gegeben hat.

Einen Tag später, treten die Mönche in die dreimonatige buddhistische Regenzeit (Pali: vassa; Thai: Pansa) ein. Die vassa wird manchmal als Fastenzeit bezeichnet, was keinerlei Allgemeingültigkeit hat. Sinn und Zweck der äusseren und inneren Einkehr ist je nach Kloster und Bhikkhu verschieden. Jene, welche nicht andauernd ausschliesslich praktizieren, erhöhen ihre Stundenzahl an Geh- und Sitzmeditation, oder üben sich in anderen Dingen, jene die das ganze Jahr über ihre Tage der Praxis widmen, fahren in gewohntem Rahmen fort. Oft aber, und das ist ratsam, unterstützen wir unsere Praxis mit Übungen der adhitthāna. Adhitthāna ist eines der zehn Vollkommenheiten und kann auf Deutsch als Willensbekundung, Entschlusskraft, Bestimmtheit übersetzt werden.

Nur eins ist wichtig

Bei adhitthāna-Übungen ist nur eine einzig Sache wichtig, die dann aber in sehr hohem Masse. Wir müssen bis zum Schluss durchhalten. Es ist ganz egal was wir uns vornehmen, das was wir uns vornehmen, ziehen wir konsequent durch. Je konsequenter und bestimmter wir in die Übung einsteigen, desto leichter wird es für uns.

Themen

Es macht keinen Sinn, Euch irgendwelche Themen vorzugeben. Deshalb spreche ich selbst auch nie von der buddhistischen Fastenzeit. Solche Themenvorgaben spielen letztlich nur unseren kilesa (Gier, Hass und Verblendung) in die Hände. Ob nun jemand sich dazu entschliesst, während der vassa kein Fleisch zu essen, oder nur eine Mahlzeit pro Tag zu sich zu nehmen, oder von Schokolade die Finger zu lassen, oder sonstige Themen die man in den Bereich Fasten packen könnte, spielt keine Rolle. Ihr könnt Euch auch dazu entschliessen, jeden Tag gleich nach dem Aufwachen Euch fünf Minuten hinzuknien, jeden Tag einen Kilometer zu joggen, jeden Tag einen bestimmten Palitext zu rezitieren, ein Gedicht oder Palitext auswendig zu lernen, nicht zu fluchen, nicht zu richten, nicht fern zu sehen oder was auch immer.

Das Thema spielt keine Rolle. Wichtig ist und ich wiederhole mich hier ganz bewusst, dass das was wir uns vornehmen, auch 100% umgesetzt wird. Wir müssen dabei aufpassen, dass uns die kilesa nicht mit dem Satz: „Einmal ist keinmal“ aufs Kreuz legen. Denn sobald wir unsere eigene Regel brechen, werden uns die kilesa erpressen, uns ein schlechtes Gewissen machen, unsere Willenskraft kaputt machen. Deshalb gilt, was wir uns vornehmen, das ziehen wir konsequent durch.

Wenig und einfach

Wer sich in adhitthāna üben will, soll wenige Übungen bestimmen, oft macht nur eine Übung über drei Monate mehr Sinn, als sich zu verzetteln. Dann müssen wir zusehen, dass die Übung einfach ist. Weniger ist halt oft mehr.

So ist es zum Beispiel sinnvoller, anstatt gänzlich auf den Morgenkaffee zu verzichten, nur eine, anstelle der gewohnten zwei Tassen zu trinken. Den Schritt zu gar keinen Morgenkaffee vor 10 Uhr, können wir dann später vollziehen.

Fokus auf das Wesentliche

Wenn ihr auf den Kaffee verzichtet, dann geht es nicht darum, dem Körper etwas Gutes zu tun, wir wissen ja nicht, welche Auswirkung Kaffee auf den Körper hat. Das was uns die Wissenschaften von Medizin und Ernährung erzählen, ist reine Spekulation. Uns geht es einzig und alleine darum, die Fremdbestimmung unserer kilesa zu schwächen und dadurch den Geist zu reinigen und zu stärken. Bitte lasst diesen Punkt nie aus den Augen, sonst driftet ihr schnell mal in falsche Ansichten ab, so wie all jene Buddhisten, die behaupten, ein wahrer Buddhist ernähre sich vegetarisch oder gar vegan. Plötzlich stehen wir wie jene im kompletten Widerspruch zum Erhabenen Buddha und zu seiner Lehre, die Lehre der Befreiung.

Solche Gedankenfehler geschehen sehr schnell und ohne wirklich guten Lehrer, können wir sie (kaum) vermeiden. Also bitte, seid wachsam.

Meine guten Gedanken und wünsche sollen Euch durch die dreimonatige Regenzeit begleiten, möge Eure persönliche adhitthāna-Übung ein voller Erfolg werden!

Ehrw. Marco Chantasaro